Der Ball der Nationen
- wezel11wezel11
- Dec 15, 2019
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Trotz des Fiaskos der Zirkusaufführung stand unmittelbar der alljährliche ” Ball der Nationen ” bevor. Dieser jährliche Event war weit über die Grenzen der MS Usbekistan hinaus bekannt und das gesellschaftliche Hauptereignis der gesamten Saison. Nach den eher gemischten Erfahrungen der letzten Veranstaltungen wurde dieser Ball, der im Opernhaus von Budapest stattfinden würde bis ins letzte Detail geplant. Es waren sogar zwei Planer am Werk: Herr Zopf, der zwar den Zirkusauftritt versaegt hatte, aber eine 2. Chance bekam ( “der kann schwer was, das seh’ ich, da kenn ich mich aus ” , so Schwarzpanther Burshallahandviednev ) und Gästebetreuer Schnapf, dessen Schweiffurunkel zu 90% abgeheilt war und der wieder voll einsatzfähig war.

( Hier Schnapf, bei den Vorbereitungen zum Ball der Nationen.)
“Blos keine Fisimatenten bitte, ein schlichtes, klassisches Programm, wir können DAS nicht in den Sand setzen, sonst sind wir endgültig ruiniert ”,so Schnapf in einer Vorstandssitzung bei der das gesamte Führungsmanagement anwesend war. “Es wird etwas getanzt und wir haben ein paar kleinere unterhaltsame Einlagen, und dann das Festbuffet, welches unser Koch Salz anrichten wird. Diesjähriges Thema: ‘ Südtirol ‘.” Man war sich klar darüber dass es dieses Mal nicht schiefgehen durfte. Alle Entertainereinlagen wurden zur Sicherheit eingekauft, sie kamen von einer Agentur aus dem Ausland, der “Saddler of Schliff Artists Agency ” aus London. Hartnaeckige Gerüchte wollten einfach nicht verstummen dass Sattler von Schlitt seine Tatzen da im Spiel hatte, aber er hatte es vehement dementiert. “Nix da, kenn ich nicht, die Brüder da, und ausserdem sprech ich kein Englisch.” Es war also geplant einen Eröffnungstanz zu präsentieren, dann eine erste Gruppe von 7 Walzerfolgen, dann kamen das Essen, die Soloeinlagen der Entertainer, und dann wuerde weiter getanzt werden ” bis in den frühen Morgen !”, so Sattler von Schlitt. Frack und Ballkleid waren angesagt, Champagner das einzig gereichte Getränk. Das Opernhaus wurde inspiziert und ein genauer Plan gemacht, und alles bis auf die letzte Minute durchgeplant. Die Hauseggers würden die Gaeste Begrüßen, die 5 Kater den Eröffnungstanz präsentieren ( mit 5 ausgewählten Partnern ), dann sollten die Schnitzlers das Moderieren übernehmen, Krokodil Laib war angestellt seiner Verpflichtung als Hausdetektiv nachzukommen, er trug einen lilablassblauen Zweiteiler von Cardin. Sattler von Schlitt würde eine Theatereinlage geben ( man hatte ihn davon nicht abbringen können. “ Ich weiss ich bin immer sehr nervös, aber ich bring’s ja auch im Gegensatz zu Euch Oberrüben !”, so Sattler von Schlitt ). Der grosse Abend kam. Das Opernhaus war feierlich erleuchtet, man hatte die grosse Auffahrt prächtig mit Fackeln geschmückt und fast 1800 Gäste kamen nach und nach an, alle festlich gewandet und in bester Manier. Man sah von weitem schon die 3 Flusspferde am Eingang stehen: Sigmund Hausegger, er trug einen riesigen, etwas überdimensionierten Frack, daneben Gattin Sybille in einem Ballkleid der Extraklasse: es waren insgesamt 12 Büschel frisches Sattelheu in das Kleid eingearbeitet worden, auf dem Kopf trug sie einen Lampenschirm aus Berner Sehnenheu, der erleuchtet war. Dazu stand Onkel Ludwig mit Zylinder und Nadelstreifenanzug daneben, es war ein selten schönes Bild. Es war eine festliche Atmosphäre, man konnte auch Sattler von Schlitt sehen, der einen hocheleganten Smoking trug, er schwitzte allerdings sehr und trotz Einsatz verschiedenster Deodorants roch er ziemlich stark, da er vor der Gala – wider jegliches besseres Wissen – einen riesigen Eimer mit nicht mehr ganz frischen Darmkutteln gefressen hatte .( ” Das geht schon noch, gut würzen und nen Jaegermeister hinterher, dann iss alles Paletti ! Hab mir erst selber heut früh ne Lage zum Frühstück reingezogen !” so Metzger Hannes Schnittlach zuversichtlich. Der hatte einen Sauerländer Riesenbullen geschlachtet, der überraschenderweise die dreifache Menge an Kutteln besessen hatte. Schnittlach hatte am Schluss 9 Eimer Kutteln und war ratlos. “Das passt mir nirgendwo rein, und die halten ja blos 24 Stunden, Mist das ! ” Soviel dazu. ) Die 5 Kater standen da wie hingemalt, sie trugen dunkelblaue Designersmokings, ausser Koch Salz, er trug eine hochelegante Kuechenuniform des argentinischen Stardesigners Maradona Jesus Peron. Langsam bewegten sich die Gaeste die prächtigen Treppen hinauf, oben hörte man ein Streichquartett mit Klavier am Eingang spielen, der Kater hatte 5 Schnappbeutler verpflichtet,die den 4. Satz von Schuberts grandiosem Forellenquartett zum Besten gaben.
Gleichzeitig waren 400 geräucherte Forellen ausgelegt und es hatten sich bereits ein paar Dutzend elegante Katzen interessiert davor versammelt und berochen anerkennend die erstklassige Ware. Soweit war alles bestens organisiert, doch dann kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Plötzlich hörte man ein gewaltiges Poltern im Gebäude, das in seinen Fundamenten erzitterte. “Jesses, sind die Russen da ?” schrie Einer.
Flusspferd Hausegger war ausgerutscht, ein Gast ( der bekannte finnische Polarsegler Heini Pelloennen ) hatte ein mitgebrachtes Kännchen mit Schmierseife unachtsamerweise fallen lassen. Der 3 Tonnen schwere Sigmund von Hausegger pullerte die grosse Prunktreppe hinunter.
“Obacht !!” konnte er gerade noch rufen, doch er kam erst direkt am Haupteingang zum Liegen und versperrte komplett den Zugang. Er war etwas benommen und konnte sich nicht rühren und liess zunächst vorsorglich 30 Liter Wasser ab, aber das Hauptproblem blieb: die Gäste konnten weder rein noch raus….die erste Komplikation war da….
Sigmund Hausegger wurde umgehend von Prof. Dr. Pfiff ,dem mitgereisten Bordarzt der MS Usbekistan untersucht. Der Eingang war aber komplett versperrt, da Hausegger direkt vor der Tür lag nach seinem Sturz von der Haupttreppe. Draussen sah man eine 50 m lange Schlange mit Gästen. “Tja,das Knie da, da iss etwas Arthrose drin und dann iss da auch der Meniskus, der etwas schlapp iss.” Hausegger aechzte. Dr. Pfiff schlug mit einem Hämmerchen gegen Hauseggers Kniescheibe. Keine Reaktion.
Pfiff kitzelte Hausegger hinter den Ohren.
Jetzt regte sich das hintere Bein.”OK, das iss ja noch funktional, also dann versuchen wir das mit nem Rollstuhl !”, so Pfiff. Ein riesiger Rollstuhl wurde hereingefahren und Hausegger schaffte es sich langsam in den Stuhl zu schieben. “Jesses, jetzt sitz ich erst Mal ! ”, so der erleichterte Hausegger. Er wurde wegschoben und durch die Türen strömten die zahlreichen Gaeste . Hinter der Buehne stand Grosspuma Sattler von Schlitt.
Er hatte in 15 Minuten seinen grossen Auftritt. Goethe’s Erlkönig sollte er vortragen. Es war seine Lieblingsballade und er hatte sie wochenlang geuebt. Zuerst wollte er die berühmte Schubert Vertonung singen,\ aber die Kater konnten ihm das ausreden. ( “Wenn er das macht sind wir fertig, soviel iss klar !”, so der Kater in einer Vorstandssitzung). Jetzt war Sattler wie gehabt schwerst nervös. ”Ich darf den Schluss nicht vergessen”, brummte er.
In der Tat: der letzte Satz dieser berühmten Ballade ” ..und in seinen Armen das Kind war tot !” war natürlich der wichtigste Satz. Sattler von Schlitt hatte diesen letzten Satz ununterbrochen geuebt, aber er war so nervös, dass er jedes zweite Mal in den Text schauen musste. ”Sapperment, ich hoffe dass mir das einfällt ! ” brummte er. Der grosse Auftritt war da.
Die Gäste waren vollzählig und das handverlesene, mehrfach ausgesiebte Programm begann.
Die Kater sassen alle in der 1. Reihe und waren angespannt, denn sie wussten dass Sattler’s Nerven nicht die Besten waren. Ein schütterer Anfangsapplaus begruesste den Grosspuma. Er legte sich auf ein extra errichtetes Marmorpodest und begann mit dem Vortrag der grossen Goethe Ballade. Es lief sehr gut, es war atemlos still im Saal.
Die unheimliche Geschichte des Erlkönigs zog alle in seinen Bann. Jetzt steuerte Sattler auf das Ende zu.
Der Vater hatte das Kind in den Armen und ritt durch Nacht und Wind.
Sattler fing an zu schwitzen.
Der letzte Satz ,er war jetzt in Reichweite. ” Dem Vater grausets, er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Müh’ und Not”. …..jetzt war es soweit: der dramatische und tragische letzte Satz war angesagt. Sattler hatte plötzlich einen totalen Blackout. Er sah Frau Hauseggers absurdes Outfit, sie war in die 1. Loge gelaufen. Dann irritierte ihn das Löwenehepaar Schnitzler, sie sassen in der 13. Reihe im Parkett und frassen jeder ein Zebrakotelett. Das erregte Unruhe unter den anderen Gästen.
Es war jetzt ganz still im Saal.
Sattler aechzte und wiederholte: “Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Müh’ und Not”. Und wieder der totale Blackout.
“Ja und was jetzt nu , Du Wurst ? ” schrie ein Besucher.
”Wie geht’s weiter ?” Sattler war jetzt in Panik und beendete die Ballade mit dem etwas merkwürdigen Satz: ” In seiner Hautfalte war noch ein Stück Brot !” Stille im Saal.
Niemand applaudierte.
“Du hast den Schluss versiebt, Du Sack !! ” rief ein offensichtlich verärgerter Literaturkenner.
Sattler verbeugte sich und langsam fing das Publikum zu applaudieren an.
Nur etwa ein Drittel klatschte. Von Schlitt verzog sich schnell von der Buehne. Die Kater waren extrem verlegen und fingen an sich zu säubern. “Mist, der Heini hat doch glatt die erste Nummer in den Sand gesetzt”, hörte man den Kater schimpfen. Doch es war keine Zeit für grosses Nachdenken, denn der erste Balltanz war angesagt,und die Kater waren die ersten Tänzer.
Sie hatten sich als Tanzpartner 5 Schildkröten eingeladen. Das war eine Idee von Pfeifenthaler gewesen.
”Die können toll tanzen und das wird ne interessante Nummer “,so der Diplomatenkater. Die Schildkröten waren begeistert von der Idee aber das Problem war dass sie natürlich zu flach auf dem Boden lagen. Die Kater hatten daher eine intelligente Lösung gefunden: die Schildkröten wurden auf den Rücken gelegt und gedreht, wie ein Kreisel.
Die Kater würden sich elegant dazubewegen.Das hatte in der Probe hervorragend geklappt. Die 5 Kröten hatten sich herausgeputzt und kleine Lackschuhe angezogen,dazu war der Panzer geölt worden. Der Ball wurde eröffnet. Die 5 Kröten lagen auf dem Rücken und die Kater drehten sie und bewegten sich rhythmisch dazu . Es lief alles relativ gut , die Gaeste bewunderten das originelle Konzept und es hätte fast geklappt wäre da nicht eine Schildkroetendame aufgetaucht, die mittenhinein in die Tanzdarbietung platzte und mit einem Regenschirm ihren Gatten verdrosch, der auf dem Rücken lag und sich nicht wehren konnte.
”Du miese Ratte !! Ich hab genau gesehen wie de die Echsin angehimmelt hast. Der feine Herr !!” Es war ein handfester Skandal.

Die Schildkröte, Tanzpartner von Schnarrenberger wurde von der Dame flugs auf die Beine gestellt und dann vor dem gesamten Publikum aus dem Saal getrieben.”Das darf doch Alles nicht wahr sein…” fluchte der Kater. Das Publikum dachte die Einlage war geplant gewesen und applaudierte frenetisch . “Zugabe !!” schrien Einige. “Das war ne tolle Nummer !!” so viele der Gaeste. “Also dieser Kater, was der sich so ausdenkt …” Es war haarscharf gutgegangen. Doch der Abend war noch nicht einmal halb vorbei…..
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