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Ermittlungen

Er sollte Siegmund von Hausegger im Auftrag von dessen Frau Sybille beschatten. Doch das war schwierig weil Hausegger oft tagelang in der Schlammkuhle versank und Laib gelangweilt war.

Es kam eh dann alles ganz anders da Sattler plötzlich einen Eilbrief von Anton Laib bekam, in dem stand dass ihm Hausegger berichtet haette dass die Wazubimbis, ein Stamm von Buschkatern, unweit von hier Goethes Faust auffuehren würden. Und zwar in der von Sattler von Schlitt bearbeiteten gekuerzten Fassung, in welcher einige neue Fleischeinlagen und Fresszenen eingearbeitet worden waren ( ”um das ganze etwas verdaulicher zu machen ”, so Sattler. ) Doch der springende Punkt war dass auf dieser Sattler’schen Version natuerlich ein Urheberrechtsschutz lag, und die Buschkater das nicht angemeldet hatten. Hausegger hatte extra bei der GEMA in Berlin angerufen und die Aufführung war tatsaechlich nicht angemeldet.

”Sauerei sowas, eine Riesensauerei !” schimpfte Sattler. ”Denen werd’ ich die Suppe schon versalzen."

Er rief Hausegger an der gerade in einer nahegelegenen Kuhle lag ( ”Ich kann nicht so gut sprechen, bin bis zum Hals im Sumpf ” ), danach Anton Laib, der schon Blut geleckt hatte und hungrig war. (”Die kaufen wir uns, diese Buerschchen, das iss Diebstahl !” ).

Die 3 trafen sich zu einem kleinen Imbiss, der nicht unproblematisch war. Sattler von Schlitt frass eine Haelfte einer nicht ganz durchgegarten Kastensau ( ”hoffentlich bekommt mer das ”), Hausegger sollte Heu bekommen ( ”hamwernich, goennwernich”, so der ostdeutsche Imbissbudenbesitzer ) und dann mit Buschgras vorlieb nehmen ( ”schmeckt fad das und flach im Abgang ”) und Anton Laib wollte ein paar frische Enten, aber es gab nur ein paar alte Blindschleichen, die er widerwillig hinunterwuergte. ( ”Zaeh wie Schuhsohle ! ”) .

Danach wurde ein Kleinbus gemietet und die 3 fuhren los. Hauseger nahm den allergroessten Teil des Innenraums in Anspruch, er stand mit em Kopf nach hinten voellig unbeweglich. Anton Laib lag notgedrungen auf dem Fenstersims der Frontscheibe und Sattler, der entsetzlich schwitzte und muede war, fuhr den Kastenwagen jedoch mit sicherer Tatze Richtung Wazubimbis. Sie kamen 6 Stunden spaeter dort an, Hausegger war stehend eingeschlafen und musste erst aufgeweckt werden.

Laib hatte einen schiefen Hals von der Rumpelei ueber die Schlaglochpiste. Sattler hatte blutunterlaufene Augen und war schlecht gelaunt. Und sie kamen gerade zur rechten Zeit, die Generalprobe war in vollem Gang. Es standen 6 Buschkater auf der Buehne, einer spielte offensichtlich den Faust, einer wohl das Gretchen, die anderen standen da und gaehnten. Sattler sprang auf die Buehne und die Buschkater erschraken. ”Um Gottes Willen, wo kommt denn dieser Godzilla her ? ” meinte Faust. Sattler war jetzt noch mehr veraergert. ”Euch helf ich schon, ihr fuehrt mein Stueck auf, da sind Gebuehren fällig , ihr Ruebenkoepfe !!” Die Buschkater erbleichten. Der Sprecher meinte: ”Wieso ? Wir haben das schon oft aufgefuehrt und noch nie hat jemand was gesagt. Wir haben das den Bad Segeberger Festspielen mitgeteilt und die waren’s zufrieden."

”Bad Segeberg ? Was soll das sein ?” wollte von Schlitt wissen. ”Naja, halt Winnetou, wir machen Winnetou 1 und ham das aus Bad Segebergvon den Karl May Festspielen uebernommen.” In der Tat, die Buschkater hatten Indianerkostueme an. Sattler war blamiert. Er kochte innerlich. ”Dieser Laib und dieser Hausegger, das sind Volltrottel, aber ich muss mich hier irgendwie rausreden ”, dachte er. ”Oh Klasse, Winnetou !!!!! Da wuerde ich wahnsinnig gerne mitspielen, habt ihr da noch ne Rolle frei ? ” fragte Sattler von Schlitt.

”Wie’s grad so kommt, die Rolle von Old Shatterhand iss gerade frei weil unser Hauptdarsteller Haemorrhoiden hat.” Man war sich schnell einig, Sattler wuerde die Rolle übernehmen. Die Premiere war jedoch schon in 3 Stunden und es wurden ueber 1000 Zuhorer erwartet. ”Macht Nix, das stemme ich ”, so Sattler , der ein grosses Faible fuer das Theater hatte.

Der Abend kam. Es waren fast 1400 Theaterbesucher da, Sattler stand hinter der Buehne und war extrem nervös. ”Der Text, ich hab den Text vergessen…jesses…kein Wort …alles weg.” Er roch streng und war jetzt extrem reizbar. Er schaute durch den Vorhang und sah das riesige Konterfei von Hausegger im Publikum, was ihn aergerte. Anton Laib lag in der ersten Reihe und gähnte. Er hatte ein Nikolauskostuem an.

”Alles Idioten, na denen werde ich es zeigen.” Der Auftritt kam und Sattler trabte auf die Buehne und schwitzte erst Mal.

Die Buschkatzen spielen ihren Part perfekt, jetzt war Sattler dran. Doch sein Kopf war leer, er hatte keinerlei Erinnerung mehr an das was er da versucht hatte zu memorisieren. Atemlose Stille.

Im Publikum fingen die Ersten zum Lachen an. ”Komm Alter, mach hin, bald biste eh pensioniert !” schrie Einer. Sattler stand da und schwitzte. In seiner Not rezitierte er ein paar Kurzgedichte die er Mal im Fensehen gesehen hatte. ”Zickezacke Hühnerkacke, ich muss die Nase meiner Ollen, an jeder Grenze neu verzollen.” Und dann passierte das was keiner vorher sehen konnte. Hausegger, der ein grosser Karl May Fan war trabte auf die Buehne und uebernahm den Part, spielte ihn fehlerfrei zu Ende. Sattler stand daneben wie ein begossener Pudel, wahrend es Ovationen fuer das Flusspferd gab. Kritiker Okobe Haile Ranitzki war dennoch beeindruckt : ”Die Gedichteinlage des Schwarzen war unerwartet, ein kapitaler Verfremdungseffekt, aber es war ueberzeugend gespielt, vielleicht sogar das Highlight des Abends."

Hinterher wurde gross gefressen, Sattler frass einen kompletten Bison, er versuchte sich sogar an den Hufen und Hausegger lag in einem Heuhaufen und suhlte sich hinterher im Morast. Anton Laib hatte eine Krokodildame kennengelernt und die zwei waren verschwunden. Alles in Allem ein schoener Ausklang….

Doch Sybille Hausegger hatte jetzt Misstrauen geschöpft und war bereits unterwegs. Sie hatte einen raffinierten Plan. Um die Untreue ihres Gatten zu beweisen hatte sie sich entsprechend aufgebrezelt, mit dunkler Brille, einem schicken Halstuch, dazu trug sie ein etwas enges Kostüm, sie war durchaus ein Blickfang. Und genau da wollte sie ihren Sigmund in flagranti erwischen. Wuerde er mit ihr anbandeln – unbekannterweise – dann waere er faellig. ”Dann ertraenk ich ihn im Sumpf, diesen Verbrecher !!” hatte sie kategorisch vor ihrer Abreise erklaert. Sie war mit Lufthansa bis Kinshasa geflogen, trotz einiger Reibereien mit anderen Fluggaesten war sie gut angekommen. ( ”Wer laesst denn diese Biester da rein, es stinkt entsetzlich, und die hat ja auch vorhin gepinkelt, hier, mitten aufn Gang !”, so ein zutiefst empoerter Konsul Knesebeck aus Hamburg, ein 9 jaehriger uebergroser Graukater mit schwarzen Pfoten. Aber Frau Hausegger liess sich nicht beirren, sie sass unbeweglich auf ihrern 3 Sitzen und war durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Selbst ein aggressives Loewenehepaar in der Reihe vor ihr wurde ignoriert. Die Beiden hatten bereits entsetzlich gerochen, und waren total gestresst. ”Unmoeglich so etwas, das waere Fleisch fuer 15 Tage und wir koennen da jetzt nicht ran. Das kriegen wir nie durch den Zoll” maulte der Loewe vor ihr angefressen zu seiner Begleitung. Derweil tueftelte Sattler von Schlitt weiter an seiner Theaterkarriere. ”Ein Einmannstueck, das waers, ne Solo Perfomance, dann muss ich nicht mehr mit solchen Rueben da auf die Buehne” sinnierte er. Er hatte dazu Samuel Beckett’s ”Warten auf Godot” bearbeitet. Es war eine simple Inszenierung: Sattler wuerde auf der Buehne liegen und einfach warten. ”Da kann ich ratzen und die Mehlkopefe da im Publikum muessen eben warten, und der Godot kommt ja eh nicht !” so seine Rechnung.

Inzwischen hatte Frau Hausegger ihren Mann erspaeht. ”Typisch das, der faule Hund, er liegt wieder nur in irgendwelchen Moorlochern umeinander” schimpfte sie als sie seine unverwechselbaren Ohren sich drehen sah in einem tiefen Sumpfloch von geradezu riesiger Ausmessung, nahe dem Ort der Theaterauffuehrung von gestern.

Hausegger lag schon seit 6 Stunden im Morast und genoss es in vollen Zügen. ”So isses richtig schoen,hoffentlich stoert mich keiner !!” brummte er.

Dann erspaehte er die schoene Unbekannte. Er bewegte sich zuerst nicht, aber dann trieb die Neugierde ihn doch dazu etwa 5 cm weiter aus dem Wasser aufzutauchen .”Sapperment, das iss’n steiler Zahn, wo kommt die denn her ?” Sybille Hausegger war geschickt verkleidet, sie hatte auch die markante Warze auf der Stirn mit Makeup uebermalt, und Hausegger wurde ploetzlich ganz rammdoesig. ”Guten Tag schoene Frau, wohin des Wegs ?” zirpte er galant. ”Ich lass mich nicht von jedem Ansprechen, gell, und schon gar nicht von Verheirateten !” retournierte Frau Hausegger geschickt. Das stachelte Sigmund erst recht an. ”Ich bin unvermaehlt und von bestem Charakter, darf ich Sie zu einem Bad hier bitten ? Das Moorloch ist schoen warm und auch durchaus tief genug.” “Oh, Sie Schelm, nein ich bin eine ehrbare Frau und verheiratet !”

“Umso besser, verheiratet iss gut, dann geht die mir nachher nicht auf de Nerven “, dachte Hausegger bei sich. Und wer weiss was alles passiert wäre wenn nicht der Gau in Form von Detektiv Laib eingetreten wäre.

Er hatte sich mit seiner neuen Flamme, einer Zapfenechsin aus dem kongolesischen Mangrovensumpf nahe dem Hausegger’schen Moorloch aufgehalten und die Beiden waren per Zufall jetzt gerade unweit der der beiden Flusspferde angelangt. Anton Laib robbte blitzschnell zu Frau Hausegger und begrüßte die Dame formvollendet:

”Oh gnädige Frau Hausegger, schön Sie hier zu sehen, und dann noch zusammen mit dem angetrauten Gatten, also ist alles in Ordnung denke ich ?”

Sybille Hausegger traute ihren Ohren nicht. Dieser Volltrottel !!!!

Und Sigmund Hausegger reagierte blitzschnell: er tauchte ab. Er konnte bis zu 22 Minuten unter Wasser bleiben ohne aufzutauchen, und das würde er jetzt ausnutzen um ans andere Ende des Tümpels zu laufen und dann erst Mal zu verschwinden. ” Da lass ich erst Mal etwas Gras drüber wachsen, iss besser so !” dachte er hellsichtig. Er bewegte sich unter Wasser langsam auf die andere Seite, doch Sybille hatte die Absicht durchschaut und tappte blitzschnell ans gegenüberliegende Ufer. Hausegger sah das markante Konterfei seiner Sybille sogar durch den Morast, und tauchte erst Mal nicht auf. “Sapperment nochmal, das wird schwieriger als ich gedacht hab’ !” blubberte er vor sich hin. Doch dann kam wieder das Schicksal zu Hilfe. Sybille Hausegger spürte plötzlich einen Krampf im rechten Bein und musste sich kurzerhand hinlegen um das Bein zu strecken. Hausegger war inzwischen wieder unter Wasser an das andere Ende gelaufen und rannte blitzschnell ans Ufer und in die Büsche. Sybille Hausegger lag immer noch auf dem Rücken, unfähig ihn zu verfolgen. “Den kauf ich mir, diesen Halsabschneider, ich weiss auch schon wie…” schwor sie……

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